
Also wie ist das nun? Äußert man sich negativ über das literarische Werk einer mir unbekannten Person oder lässt man das? Andererseits gibt es bereits jede Menge Rezensionen auf Amazon zu eben erwähntem Werk, das es, mir leider völlig unbegreiflich, auf die Spiegelbestsellerliste geschafft hat! Und ja - aus mir spricht ausschließlich der pure, ungeschminkte Neid.
Ich kann mir diese Tatsache nur so erklären, dass es all den Menschen, die die Dame auf besagte Liste brachten, ähnlich ging wie mir. Nicht zu vergessen dieser unübersehbare Aufkleber: Spiegel Bestseller!
Dieser Tage bin ich also schon wieder klüger geworden: dies ist kein Qualitätsmerkmal - muss einem doch mal jemand sagen!
Ich sage es Euch jetzt! Der Aufkleber: Spiegel Bestseller - ist keine Garantie für einen lesenswerten Inhalt. Er bedeutet nur, dass viele andere Menschen das Buch auch mehr oder weniger zufällig gekauft haben.
Doch zurück zum Werk. Also: Die Ländersammlerin von Nina Sedano.
Ein ansprechendes Cover, die Rückansicht einer Frau im roten Kleid mit Strohhut auf dem Kopf und einem Koffer in der Hand auf einem Weg. Wer kann dazu schon nein sagen?
So lag es unschuldig und beinahe zu übersehen, in der großen, bunten und vollen Filiale einer Buchhandlungskette direkt am Marienplatz. Direkt nach Weihnachten, das Jahr also noch jung, ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für die Freundin.
Ich konnte also nicht widerstehen. Der Klappentext viel versprechend, die Erlebnisse einer Frau, die alle 193 Länder, die bei der UN verzeichnet sind, bereist hat. Und das mir - da jubelt doch meine Reiselust! Freude schöner Götterfunken.... was hab ich mich aufs Lesen gefreut! Aber - es begann relativ unspektakulär, sprachlich nicht besonders spritzig oder fesselnd. Ziemlich schnell drängte sich mir Fragen auf: Gab es einen Lektor? Wenn es einen Lektor gab, warum ging das Buch so in Druck? Wie kam es zu den positiven Bewertungen diverser Printmedien auf der Klappeninnenseite? Und schließlich elementar - warum schreib ich kein Buch?
Über ihre Reise nach Japan schreibt sie nichts darüber was sie in diesem Land erlebt oder gesehen hat. Wir erfahren lediglich, dass Tickets für den Shinkansen in Deutschland zu kaufen billiger ist als in Japan. Ich räume ein, dass es sicher nicht einfach ist ein Buch in einem lesbaren Umfang zu schreiben, das über 193 Länder berichtet. Aber sie hat auch nicht wirklich irgendein Konzept, das ihren Erzählungen, soweit man dies als solche bezeichnen kann, zu Grunde liegt. Das ganze überfrachtet von (ich zitiere jetzt meine Deutschlehrerin von 1985 Frau Rohm:) Floskeln und Phrasen! Sie wissen schon, so wie wir es in der 4. Klasse gelernt haben: abwechslungsreiche Satzanfänge......"voller Tatendrang stürzte ich mich....." Oh mein Gott! Ich kann immer noch nicht glauben, dass dieses Buch diesen verdammten Aufkleber trägt.....
Ich würde auch gerne Länder sammeln, mach ich ja auch irgendwie, aber ich fühle mich deshalb nicht zu einer sportlichen Leistung genötigt. Das passiert mir ohnehin eher selten. Es gibt jede Menge Ecken auf der Welt, in die es mich einfach nicht zieht. Für echte Abenteuer bin ich zu bequem und eigentlich ganz zufrieden mit dem was ich bis jetzt gesehen hab und vielleicht noch sehen werde.
Wie zum Beispiel O-Hanami! Das ehrenwerte Betrachten der Kirschblüten in Japan. Bis jetzt habe ich nur zusammen mit den Japanern das Fallen des bunten Herbstlaubes im alten Kaiserpalast in Kyoto betrachtet. Was auch nicht so schlecht war.
Die Kirschblüten oben sind aber auch eine echte Augenweide. Ein ganzer Hain davon, jedes Jahr eine Pracht und die Menschen strahlen übers ganze Gesicht vor Freude und ein wenig Scham, weil Sie sich nicht dem Drang eines Handyfotos entziehen können.
Auf dem Parkplatz, vor der Post, in Neubiberg.